2. August Paul Roßdorf wurde am 27. Januar 1880 in Nienburg geboren. Es ist zu vermuten, dass Paul nicht – wie wohl die meisten seiner Geschwister – mit der Fami­lie von Zerbst nach Dessau gezogen ist; 1906 wird er mit der Anschrift Grabenstraße 1 in Calbe genannt. Zu diesem Zeitpunkt ist er Polizeisergeant und heiratet am 4. August 1906 in Dessau die Helene Marie Spieler (geb. am 6. Dezember 1884 in Roßlau). Diese Ehe wird am 8. Dezember 1921 geschieden (Dessau am 3. Januar 1922: durch das am 8. Dezember 1921 rechtskräftig gewordene Urteil der fünften Zivilkammer des Landgerichts Breslau ist die Ehe des August Paul Roßdorf und der Helene Marie Roßdorf geborene Spieler geschieden worden.).

Am 22. Dezember 1927 heiratet er in Flensburg die Pola Palkes, geboren am 5. Ja­nuar 1894 in Grodno (Weissrussland), auch für sie war es die zweite Ehe. Sie soll Halbjüdin oder Jüdin gewesen sein. Paul ist zu diesem Zeitpunkt Polizeisekretär und wohnt in Flensburg in der Dorotheenstraße 31. Wann genau das Paar nach Hamburg zog, ist nicht bekannt; 1939 und 1940 wird es in Hamburg-Eißendorf in der Hop­penstedtstraße 59 genannt, ab 1941 dann in der Hegestraße 66 in Hamburg-Eppen­dorf. 1939/40 wird er noch als Polizei-Obersekretär genannt, danach im Ruhestand. Offensichtlich war es so, dass er durch seine Ehe mit Pola nicht mehr in seinem Be­ruf tätig sein konnte. Diese Ehe hatte auch Auswirkungen auf andere Familienmit­glieder, siehe dazu bei Alfred Erich Richter unter Käthe Roßdorf (8.). Der Sohn die­ses Paares, Theodor Richter (8.1), wohnte von 1943 bis Dezember 1945 bei Paul und Pola (mit Ausnahme der Zeit, die er zur See fuhr) Nach dem Krieg war Theo in Hamburg als Briefträger tätig und wurde von Paul unterstützt – was Paul bei Nach­kömmlingen seiner anderen Schwestern ablehnte, da diese in der Hitlerjugend ge­wesen waren.

Pola und Paul 1955 in London                                                                                                               Pola und Paul Juni 1957 in Hamburg

 

Ob beide Kinder miteinander hatten, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden; es wird auch davon gesprochen, dass Pola ein Kind mit in die Ehe brachte. Genannt, aber nicht belegbar werden eine Tochter Sonja sowie eine Tochter Yvonne, die an­geblich später in den USA gelebt und dort Selbstmord begangen haben soll.

Paul stirbt am 11. Februar 1958 in Seevetal-Hittfeld im Pflegeheim Huckfeld. Pola muss auf jeden Fall noch bis 1964 in der Hegestraße gewohnt haben. Unbestätigten Aussagen zufolge soll sie nach London übersiedelt und dort in einem Altenheim ge­storben sein.   

                                                                                                       

3. Dorothee Lina Roßdorf wurde am 2. Oktober 1883 in Nienburg geboren. Von ihr ist bekannt, dass sie drei Ehen eingegangen ist. Ihr erster Mann hieß Hermann Hugo Kloewitz (geb. am 14. Februar 1881 in Lodz/Polen), Beruf Former, mit ihm hatte sie einen Sohn Hugo Alfred Kloewitz (3.1); ein zweites Kind Rudolf Gerhard Kloewitz wurde im Mai 1908 geboren, verstarb aber bereits am 18. August 1908 in Brandenburg. Kurze Zeit später, am 15. September 1908, verstarb Hermann Hugo im Alter von nur 27 Jahren. Eine Hochzeit von Lina und Hugo ließ sich aber weder in Brandenburg noch Dessau noch Zerbst finden, auch wann Lina nach Brandenburg kam, ist ungesichert (zwischen 1900 und 1905). Die Familie wohnte 1905 in der Watstraße 38, 1906-1907 in der Watstraße 5, 1908 in der Kasernenstraße 28 (heute Ferdinand-Lasalle-Straße).

Ein kurzer Exkurs zur Familie Kloewitz. Die Mutter von Hugo Kloewitz, Emilia Felsch, wohnte 1902 in Brandenburg in der Nikolaistraße 16 (sie wird hier als Witwe bezeichnet). Das ist die gleiche Anschrift, in der der Bruder von Lina, Friedrich Karl August Roßdorf (1.) von 1901-1903 wohnte! Man könnte also vermuten, dass Lina darüber ihren Mann Hugo Kloewitz kennengelernt hat.

Offensichtlich ist Lina nach dem Tod ihres Mannes und des jüngsten Kindes wieder nach Dessau gezogen. Spätestens seit 1910 muss sie wieder dort gewesen sein, denn dort wurde ihre Tochter Magdalena (3.2) geboren, der Vater ist bisher unbekannt. Im Dessauer Adressbuch von 1912 ist sie als Lina Kloewitz, geb. Roßdorf, Witwe, bezeichnet; sie wohnt in der Teichstraße 29a, also offensichtlich wieder bei ihrer Mutter und den Schwestern. 1919 wird sie ebenso bezeichnet, sie ist dann mit ihrer Mutter und einigen Schwestern in die Fürstenstraße 15 gezogen. Am 10. April 1943 heiratete sie einen Mann namens Schumann – da diese Ehe als 3. Ehe bezeichnet wird, muss sie also vorher noch einmal geheiratet haben, bislang war aber darüber noch nichts herauszufinden.

Lina starb am 1. Februar 1948 in Dessau. Auch ihr Grab in Dessau auf dem Friedhof I in Dessau existiert noch, sie liegt dort zusammen mit ihrer Mutter Dorothee Alsleben und Martha Bofsmann, der ersten Frau ihres Neffen Lothar Quick (5.1).

Lina Roßdorf

                                                                                                                Grabstein Alsleben/Schumann/Quick                                         Aufnahme März 2012, die Grabstein-Inschrift ist                                                                                                                                                                                                                                           mittlerweile vollkommen unleserlich

 

3.1  Hugo Alfred („Fred“) Kloewitz wurde am 21. Oktober 1905 in Brandenburg a.d.H. geboren. Er starb am 24. August 1968 in Dessau durch einen Fahrrad­unfall.

Alfred Kloewitz 1961

Alfred Kloewitz, Frieda Treffkorn, Kurt Roßdorf (1.2)                                                                                                                       

 

3.2 Magdalena („Leni“) Kloewitz wurde am 14. Dezember 1910 in Dessau geboren. Ob ihr Geburtsname wirklich Kloewitz war, bleibt unklar, da der verstorbene Mann ihrer Mutter nicht ihr Vater sein kann und der leibliche Vater unbekannt ist. Sie ging eine Ehe ein, Datum der Hochzeit und Name des Mannes sind derzeit noch unbekannt. In zweiter Ehe heiratete sie 1936 Max Nelke (geb. am 1. April 1904 in Meiningen, gest. am 5. Januar 1968 in Dessau, war als Elektri­ker tätig). Beide wohnten von 1936-1938 im Mittelring 56, ab 1940 bis zumindest 1968 (dem Tod von Max) im Lüderitzweg 5 (heute Dornweg 5). Magdalena starb am 18. Januar 1971 in Dessau.

Dornweg 5

Max Nelke und Leni Kloewitz, August 1952

4. Johanne („Hanni“) Roßdorf ist das letzte Kind des Paares, welches in Nienburg geboren wird, am 12. November 1887. Am 18. Oktober 1919 heiratete sie den Ma­schinist Friedrich Ewald Wendt (geb. am 4. Februar 1885 in Roßlau, gest. am 24. September 1964 in Dessau). Von Beruf ist sie Schneiderin. Das Paar hat 2 Kinder und wohnt bis 1945 in der Fürstenstraße 15. Wirtschaftlich ging es der Familie nicht so gut. Offensichtlich hat er in einem Schlachthof gearbeitet und von da immer billi­ges Fleisch mitgebracht. Hanni arbeitete nebenher mit der Nähmaschine, um Geld dazu zu verdienen. Ewald ist 1925 Trauzeuge bei der Hochzeit von Rosa Roßdorf (6.) und Ernst Krüger. Beim Sterbeeintrag von Ewald 1964 ist als Anschrift die Men­delssohnstraße 10 genannt. Johanne stirbt am 9. Juli 1954 in Dessau.

Mendelssohnstraße 10

Johanne Roßdorf und Ewald Wendt

 

4.1 Ulla Wendt muss um 1920 herum geboren worden sein. 

4.2 Günther Wendt wurde um 1921 herum geboren.

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